Druckkostenzuschuss
Anlässlich des Todes von Hermann Schmitz und einer Tagung zum Gedenken seines philosophischen Werkes im April 2022, haben Steffen Kluck und Jonas Puchta einen Sammelband mit dem Titel „Neue Phänomenologie im Widerstreit. Kritische Perspektiven auf Ertrag und Potential“ im Karl Alber Verlag herausgegeben. Zum Zweck einer kritischen Würdigung versammelt das Buch auf fast 600 Seiten insgesamt 22 fachübergreifende Beiträge von Wissenschaftlern und Anwendern der Neuen Phänomenologie. Es werden sowohl Perspektiven fokussiert, die ausgehend vom neophänomenologischen Ansatz über bereits vorliegende Theorieangebote hinausgehen, als auch die Frage gestellt, inwiefern es im Rahmen einer differenzierten Prüfung der eigenen Korrektur oder Ergänzung bedarf. Als Band 39 der Reihe „Neue Phänomenologie“ möchte das Buch im Interesse an einem redlichen Dialog die Zukunft der von Schmitz begründeten Suchbewegung erkunden.
30. Symposion der GNP
Die SNP förderte die jährliche GNP-Tagung, die vom 14. bis 16. April 2023 zum Thema „Bewegung erleben. Zur Phänomenologie des Sports“ stattgefunden hat. Als renommierter Sportsoziologe, der seit Jahrzehnten seine Forschung auf Grundlage der Neuen Phänomenologie betreibt, hat Prof. Dr. Robert Gugutzer die Veranstaltung auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main ausgerichtet. Die Veranstaltung zählte ca. 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Unter der Prämisse, dass der Sport als Institutionalisierung des spürbaren Erlebens ungebrochene Faszination ausübt, präsentierte das Symposium vielfältige phänomenologische Analysen des Sports und verwandter Bewegungskulturen. Nach einer Podiumsdiskussion von vier Athleten, die ausgehend von der unmittelbaren Praxis über die Facetten des Extremsports berichtet haben, thematisierten insgesamt neun Vorträge vor allem das eigen- und transleibliche Erleben in verschiedenen Sportpraktiken und Bewegungskontexten, darüber hinaus auch Gefühle und Regeln des Sports sowie den Sport als Situation und Atmosphäre.
Druckkostenzuschuss
Für die Publikation des Buches „Gewalt und Selbstwerdung“ gewährt die SNP den Autoren Steffen Kluck und Henning Nörenberg einen Druckkostenzuschuss. Das Buch geht von der Beobachtung aus, dass in gegenwärtigen öffentlichen Diskursen mehr und anderes unter Gewalt verstanden wird als noch vor fünfzehn oder zwanzig Jahren. Dies hat auch gravierende Konsequenzen für das Selbstverständnis mündiger Menschen. Der Gewaltbegriff wird demnach auf eine Weise ausgeweitet, dass von der Persönlichkeitsentwicklung etwas Relevantes ferngehalten wird.
Wie wird der Gewaltbegriff in den gegenwärtigen Diskursen verstanden? Auf welche Weise verändert sich unsere Selbst- und Weltbeziehung, wenn ein verweigerter Gruß oder eine klischeehafte Verkleidung als Gewalt gilt? Welche Gefahren entstehen dem gesellschaftlichen Zusammenleben, wenn der Anspruch auf Rücksicht auch auf verletzte Gefühle ausgedehnt wird, die zudem von anderen prinzipiell nicht zu hinterfragen sind? Was wird übersehen, wenn die Agenten körperlicher Gewalt umgedeutet werden zu Opfern der Gesellschaft, in der sie gewalttätig werden?
Gegenüber den Dystopien, die ein übermäßig weites Verständnis von Gewalt für die Selbst- und Weltbeziehung des Menschen mit sich bringt, zeigt dieses Buch wenig berücksichtigte alternative Perspektiven auf. Welche Möglichkeiten zur Emanzipation hat der Mensch im Umgang mit seiner Verletzbarkeit durch andere? Welche Quellen des Lebensmutes und des Lebenkönnens erwachsen ihm aus der ihm eigenen Vulnerabilität? Welche Werte und Tugenden sollten wir bei allem Verständnis für unsere Bedürfnisse nach Schutz und Einhegung von Gewalt nicht aufgeben?
Die Untersuchung dieser Fragen stützt sich methodisch und sachlich auf Theorieangebote der Neuen Phänomenologie wie u.a. die Theorie des affektiven Betroffenseins, den Personenbegriff und den Explikationismus. Das Buch ist 2023 in der Essayreihe bei Hase & Koehler erschienen.
Übersetzungskosten
Für die Übertragung des Buches "Atmosphären" ins Französische durch P. Grosos und J.-L. Georget stellte die SNP Mittel zur Verfügung. Eine prominente Besprechung hat das Buch bereits erfahren (hier nachzulesen).
Druckkostenzuschuss
Zum Werk "Das Problem der Tradition" hat die SNP einen Druckkostenzuschuss gewährt. In dem Buch wird eine phänomenologische Annäherung an Traditionen vorgestellt. Vielfach ist gesellschaftlich die Rede von Traditionen, doch was damit eigentlich jeweils gemeint ist, bleibt oft unklar. Wie unterscheiden sich Traditionen von bloßen Gewohnheiten und vergleichbaren Phänomenen? Sind Traditionen, wie manchmal behauptet wird, ein problematisches Phänomen, weil sie unfrei machen, oder stützen sie den Menschen als freies Wesen, indem sie ihm Orientierung bieten? Diesen und anderen Fragen geht das von der SNP unterstützte Werk unter Bezug auf unter anderem (neo-)phänomenologische Autoren nach.
Druckkostenzuschuss
Das Pathos des Sozialen. Beiträge zur Neophänomenologischen Soziologie (R. Gugutzer)
Das menschliche Zusammenleben ist pathisch: Es wird erfahren, erlebt, erlitten. Die Soziologie ignoriert diesen Aspekt mehrheitlich, weil sie sich im Kern als Handlungs-, nicht aber als Widerfahrniswissenschaft versteht. Robert Gugutzer kritisiert eine solche aktivistische Sicht und plädiert für eine intensivere Berücksichtigung des Pathos des Sozialen.
Auf der Grundlage der Neuen Phänomenologie von Hermann Schmitz entwickelt Gugutzer eine Neophänomenologische Soziologie (NPS), in deren Mittelpunkt die Leiblichkeit der sozialen "Patheure" steht. Denn: Das Widerfahrende spürt man. Die NPS ist daher wesentlich eine Soziologie am Leitfaden des Leibes. Ihr Interesse gilt den subjektiven Tatsachen des affektiven Betroffenseins, der zwischenmenschlichen und transhumanen leiblichen Kommunikation sowie den Gefühlen als Atmosphären und deren Einbettung in Situationen. Das vorliegende Buch bietet erstmals einen umfassenden Einblick in das Theorie- und Forschungsprogramm der NPS.
Druckkostenzuschuss
Im Oktober 2021 hat der Münchner Arbeitskreis für Neue Phänomenologie um Robert Gugutzer, Charlotte Uzarewicz, Michael Uzarewicz und Thomas Latka in Kooperation mit der GNP und mit finanzieller Unterstützung der SNP an der Katholischen Stiftungshochschule München eine Fachtagung veranstaltet, mit dem Titel „Berühren und berührt werden - Zur Phänomenologie der Nähe“. Die Zeit der Pandemie mit den diversen Berührungsverboten und -vorschriften hat das Thema in den Fokus rücken lassen. Die Resonanz zu dieser Tagung war Anlass für das daraus entstandene Projekt, einen erweiterten Tagungsband herauszugeben. Mit finanzieller Unterstützung der SNP ist es gelungen, Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Disziplinen zu gewinnen, die sich einerseits mit dem Thema Berührung und andererseits mit den Theorien der Neuen Phänomenologie von Hermann Schmitz intensiver befassen.
Um über Berührung sprechen zu können, sind drei Aspekte von zentraler Bedeutung: affektives Betroffensein, Situationen, Haut. In den Beiträgen des nun vorliegenden Sammelbandes bildet diese Trinität so etwas wie einen Leitfaden der Berührungen. Ebenso sind dichotome Strukturmerkmale von Berührung (Leib/Körper, Nähe/Distanz, Eigenes/ Fremdes, Lust/Unlust) identifiziert worden. Mit Hilfe dieser Kategorien wird es vielleicht möglich, in Anlehnung an Hermann Schmitz ein "Alphabet der Berührung“ zu entwickeln, um mit deren Kombinationen diesen Phänomenbereich genauer beschreiben und damit verstehen zu können.
Die thematische Vielfalt haben die Herausgeber in vier Teilbereiche gegliedert. Im ersten Teil wird das Thema grundlagentheoretisch aufgespannt (transitiver und intransitiver Charakter von Berührung, Unterscheidung von äußerer und innerer Nähe, Bedeutung von Herzgefühlen, Struktur leiblicher Räume, interkulturelle Perspektive auf Atmosphären). Im zweiten Teil geht es aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven um Berühren und Berührtwerden zwischen Menschen (zwischenleibliche Aspekte von Berührung im therapeutischen Kontext, die Haut als Übergang zwischen leiblichem und körperlichem Empfinden bei der Genese der persönlichen Situation, die Relationalität von „aktiv“ und „pathisch“ in Bezug auf die Gleichzeitigkeit von Handlung und Widerfahrnis, Zusammenhang von Berührung und Beziehung in und durch gemeinsame Situationen). Der dritte Teil greift das Thema mit Blick auf die Beziehungen von menschlichen und nicht-menschlichen, aber dennoch leiblich verfassten Lebewesen auf (Pferde, Nilgänse, Wölfe); und im vierten Teil geht es um Interaktionsbeziehungen und deren Berührungsqualitäten mit nicht-lebendigen Entitäten (unspaltbares Verhältnis von Mensch und Technik, affektives Betroffenen von und durch Geräte bei Diabetikern, subjektive und objektive Tatsachen im Kontext der Handynutzung, Entstehung von gemeinsamen Situationen in der Online-Kommunikation, Einfluss der Materialität auf die Entstehung von Kunstwerken am Beispiel der Malerei).
Druckkostenzuschuss
"Leibliche Authentizität und digitale Mediatisierung. Phänomenologisches und theologisches Leibverständnis als kritische Anfrage an den Wandel der Kommunikation"
Angesichts des Fortschritts digitaler Technik und der damit einhergehenden Zunahme von medialer Kommunikation geht die interdisziplinäre Arbeit der Frage nach, was die primäre Wirklichkeit menschlicher Existenz ausmacht. Diesbezüglich wird zuerst mit Friedrich Krotz als „digitale Mediatisierung“ ein neues Verständnis von Digitalisierung jenseits apokalyptischer und utopischer Rede bestimmt. Mit Hilfe des „Aura“-Begriffs nach Walter Benjamin kann Echtheit im Sinne von umfassender Authentizität erarbeitet werden. Im Rückgriff auf die phänomenologischen Untersuchungen von Maurice Merleau-Ponty und Hermann Schmitz wird der körperliche Leib in einem christlichen Entdeckungshorizont mit Karl Rahner ausgedeutet.
Es zeigt sich, dass der körperliche Leib die ursprünglichste Originalität des Menschen und Bedingung der Möglichkeit für unvermittelte Authentizität darstellt. Nichtmediale Wirklichkeit ist somit die primäre Wirklichkeit menschlicher Existenz und Leibliche Authentizität der Schlüssel zur gelingenden Gestaltung digitaler Technik.
Dank der finanziellen Unterstützung der SNP konnte dieses Werk in der Reihe "Neue Phänomenologie" beim Verlag Karl Alber erscheinen.